Interview mit ..

Housem Akrache

Mir geht es darum, noch viel mehr Menschen für unsere Arbeit zu begeistern.

Sie sollten empathisch sein und die Hilfe für Andere als wichtiger betrachten wie einen Bürojob.

Was ist Ihre Aufgabe im St. Josefshaus?

Ich bin im zweiten Lehrjahr der Ausbildung zum Pflegefachmann. Davor war ich lange auf Reisen und habe dort herausgefunden, dass ich mich hier zu einer Ausbildung anmelden will.

Was sind Ihre größten Herausforderungen?

Manchmal ist es das Physische, weil man körperlich bei manchen Betreuten an die Grenze kommen kann. Es ist aber auch eine psychisch bewegende Arbeit. Man kann dabei auch unglaublich viel über sich selbst lernen, beispielsweise im Umgang mit Menschen mit Demenz.

Was sind die positiven Erlebnisse bei Ihrer Arbeit?

Ich habe einmal eine Bewohnerin betreut, die Mitte 90 ist. Sie war körperlich nicht mehr topfit. Aber wenn ich ihr „Jailhouse Rock“ von Elvis vorgespielt habe, dann war sie wieder in ihren 50er Jahren. So etwas findet man bei uns heraus, wenn man mit den Menschen über ihr Leben spricht. Ich führe mir in solchen Momenten immer vor Augen, dass ich selbst 29 Jahre alt bin und sagen würde, dass ich viel erlebt habe. Und dann stehe ich vor Menschen, die dreimal so alt sind wie ich.

Wie würden Sie jemandem die Arbeit im St. Josefshaus empfehlen?

Es ist unheimlich wichtig, kommunikativ zu sein in der Pflege. Gerade bei einer Arbeit, die Menschen so intensiv begleitet wie unsere. Wir brauchen das Zwischen­menschliche auch, um Spannungen zu lösen und Lebensfreude in unseren Job zu bekommen. Trotzdem geht es immer auch darum, das Verhältnis von Emotionalität und Rationalität in Einklang zu bringen. Nicht zuletzt, weil auch der Tod ein Bestandteil unseres Jobs ist. Trotzdem gibt es Dutzende lustige Geschichten aus meinem Arbeitsalltag.

Und wie findet das St. Josefshaus Menschen wie Sie?

Ich bin gerade dabei, Sie zu finden, als Ausbildungsbotschafter mit IHK-Fortbildung. Mir geht es darum, noch viel mehr Menschen für unsere Arbeit zu begeistern. Sie sollten empathisch sein und die Hilfe für Andere als wichtiger betrachten als einen Bürojob. Das ist heutzutage schwer, wenn man an das Tempo des Internets und die Versprechen der sozialen Medien denkt. Umso wichtiger ist es für mich, dass weiterhin Werte und Prinzipien eine Rolle spielen. Ich war zuvor selbstständig als Immobilienmakler tätig und habe auch einmal im Apple Store im Verkauf gearbeitet. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es keinen Sinn ergibt, Millionenumsätze mit Produkten zu machen, von denen man selbst nichts hat. Und dass es wahre Freunde braucht.

Einverstanden, dass die Menschen schon ein wenig Superhelden sein
müssen?

Darf ich ehrlich sein? Man sollte ein Niemand sein. Es geht nicht um einen selbst. Wer sein Ego in den Vordergrund stellen will, sollte lieber Häuser verkaufen.